Die Adelberger Relais übernehmen vielfältige Aufgaben in der Automatisierung und werden eingangs- wie ausgangsseitig mit elektronischen, elektromechanischen, sensorischen und motorischen Bauteilen kombiniert. Zum Beispiel in der am Standort Brüttisellen produzierten Anlagentechnik: Durch »sinngemäße Kombination unserer Bauteile können recht hübsche Steuer- und Regelanlagen aufgebaut werden« (Ernst Erni in der Hauszeitschrift vom Dezember), so arbeitet die voll transistorierte Fernsteuerungsanlage für den Flugsicherungsdienst in Kloten seit zwei Jahren ohne Probleme.
Die Anfänge und 50er
Relais 20
Adelberg übernimmt Fertigung der ERNI-Relais
Schon zwei Jahre nach ihrer Gründung übernimmt die ERNI Elektroapparate GmbH wesentliche Bereiche der Relaisfertigung für die gesamte Gruppe. Nach dem Erfolg mit dem Relais 60 entwickelt ERNI immer kleinere und leistungsfähigere Relais, die in der »Fernwirktechnik« (so nennt man die Steuer-, Überwachungs- und Automatisierungsanlagen für die Industrie) Verwendung finden.
Start-up mit Dreierteam
Im 1. Stock beschäftigt sich Franz Reisinger mit der Entwicklung und Montage von Spulen für Relais, während im Erdgeschoss der Werkzeugmacher Kurt Schlotz Stanz- und Formteile herstellt. Im Dachstock amtet Horst Opitz als erster Geschäftsführer. Wöchentlich beliefern sich Adelberg und Brüttisellen gegenseitig mit den produzierten Einzelteilen zur Montage. Der Warenumschlag erfolgt auf halbem Wege zwischen beiden Orten – von Kofferraum zu Kofferraum. Die unbürokratische Art des Warenverkehrs über die Grenze macht die Zollbehörden misstrauisch. Nach Durchsuchung der Geschäftsräume, Kontrolle von Lieferscheinen, Warengewichten und Produktionslisten wird alles für in Ordnung befunden.
Gründung der Adelberger ERNI Elektroapparate GmbH
Am 28. Juli lässt Ernst Erni die »Erni-Elektro-Apparate GmbH« mit 30.000 DM Stammkapital ins Handelsregister eintragen. Die GmbH meldet beim Bürgermeisteramt Adelberg einen Gewerbebetrieb zur Herstellung von Elektroapparaten an. Anzahl der Beschäftigten gemäß Anmeldung: 4 Stck. In diesem Jahr zählt Adelberg 1.160 Einwohner. Bundesweit wird gerade die 45-Stunden-Woche eingeführt, auf einen Arbeitslosen kommen vier offene Stellen. Die Miete für eine Dreizimmer-Wohnung liegt bei 50 DM, eine Flugreise nach Australien kostet 5.600 DM, und ein Arbeiter verdient rund 200–250 DM im Monat. 1 US $ kostet 4,20 DM.
Neue Zeitrechnung
Um den Export aus dem EFTA-Land Schweiz in andere Wirtschaftsräume zu erleichtern, entsteht die Idee, einen Fertigungsstützpunkt im wirtschaftlich expandierenden Deutschland zu errichten. Der Plan: Durch Aufteilung der Fertigung und gegenseitigen Austausch der Einzelteile sollen die Ursprungszeugnisse der komplett montierten Relais für beide Wirtschaftsräume erlangt werden. Die Expansion über die Grenze ist beschlossen.
ERNI zieht nach Brüttisellen
Die Firma zieht nach Brüttisellen um. Der Neubau wird zum Mutterhaus der Firmengruppe und im Laufe der Jahre wesentlich vergrößert. Der für Nichtschweizer Ohren etwas sperrige Ortsname gewinnt von nun an in der ganzen Welt an Klang. Fast 50 Jahre später wird eine nicht unbekannte Brausefirma den nicht mehr benötigten Teil des Gebäudes mieten. Deren rotes Logo passt gut zum Zeichen der hier domizilierten ERNI Licht-Technik AG. Die Bereiche Elektrizitätsverteilung, Starkstromtechnik, Kabel- und Freileitungsbau werden in die Firma Erni+Giger AG überführt.
Wachstum
Das Leistungsspektrum des jungen Unternehmens wird rasch breiter. Bei vielen Aufträgen, insbesondere bei den Arbeiten für den Flughafen Kloten, überschneiden sich die klassischen Trennungen zwischen Stark- und Schwachstromtechnik, Nieder- und Hochfrequenztechnik. Die Aktivitäten umfassen Elektrizitätsverteilung und -steuerung, Kabel- und Freileitungsbau, Stark- und Schwachstrom-Relais, Pistenbefeuerungen sowie Zeitmessanlagen.
Winter-Olympiade Oslo
Die große Bewährung kommt mit den Olympischen Winterspielen. Longines-Zeitmessanlagen »System ernico« messen auf 100stel Sekunden die Wettbewerbe auf Skipisten, Loipen, Bob- und Rodelbahnen. Auch im Eisstadion ist eine Zeitmessanlage mit Großanzeige installiert. Als Mitglied der Longines-Delegation ist Ernst Erni in Oslo für seine Technik selbst verantwortlich. Das ganze System ist so kompakt, flexibel und zuverlässig, dass ERNI-Zeitmessanlagen und Chronokameras für diverse Winter- und Sommersportarten die Geschichte dokumentieren.
Am Puls der Zeit
An immer mehr Wettkampf-stätten wird die Longines-Zeitmessung »system ernico« eingesetzt. In Eishockey- und Hallenstadien messen sie die effektiven Spielzeiten, verwalten die 2- und 5-Minuten-Strafen der Mannschaften, geben Signale und steuern die Uhren der großen Anzeigetafeln. In den folgenden Jahren erobern Messtechnik und Chronokamera praktisch alle Sportarten von der Leichtathletik bis zum Motorsport.
Die Chronokamera
Im Auftrag von Longines entwickelt Ernst Erni die »Chronokamera«: das erste Zeitmessgerät, das 100stel Sekunden messen und dokumentieren kann. Ein mit einer sehr genauen und stabilen Frequenz angetriebener Synchronmotor steuert ein mechanisches Zählwerk sowie eine Film- belichtungseinheit, bestehend aus Optik, Blitzanlage, synchronisiertem Filmvorschub und Schnellentwicklung. Alle zwei hundertstel Sekunden belichtet der Blitz den automatisch transportierten Film. So entsteht ein Filmdokument der Zeitangaben des Zählwerks.
Pistenfeuer
Nachdem Ernst Erni mit einem eigens entwickelten Relais das Strommanage-ment des Flughafens Kloten entscheidend zuverlässiger gemacht hat, erhält er den Auftrag, auch die Pistenbefeuerung aufzubauen. Natürlich entdeckt er bei der damals üblichen Technik Verbesserungspotenzial. Er entwickelt Leuchten für die Pistenbefeuerung und meldet erste Patente an. Oft sind die beiden schulpflichtigen Söhne auf dem Flugfeld zu beobachten, wie sie ihrem Vater helfen.
Der Start in Kloten
In Kloten entsteht der internationale Großflughafen für Zürich. Das Gelände ist ein ehemaliger Waffenplatz der Armee und muss von Blindgängern gesäubert werden. Ernst Erni kann sein selbst entwickeltes Minensuchgerät vorführen. Offensichtlich funktioniert es gut, denn Ernst Erni erhält den Auftrag, die Stromversorgung, -verteilung und -steuerung für den Flughafen aufzubauen.
Ernst Rudolf Erni macht sich selbstständig
Die Geschichte von ERNI beginnt, als sich der 30-jährige Elektroingenieur Ernst Rudolf Erni in die Selbstständigkeit wagt. Als Komplementär gründet er, mit seiner Gattin Elsa Erni als Kommanditärin, die ERNI & CO. Im Wohnhaus in Nänikon/Uster bei Zürich richten die beiden eine erste Werkstatt für Lohnaufträge der Elektrotechnik ein. Anfangs arbeitet auch Elsa Erni in der Werkstatt mit, später im Büro und in der Buchhaltung – neben ihren Aufgaben als Mutter der beiden Söhne.
Der familiäre Grundstein
Ernst R. Erni heiratet seine Lebensgefährtin Elsa Erni-Gallmann. Der Ehe entspringen die beiden Söhne Ernst Peter und Rudolf, welche jeweils einen Lebensweg ausserhalb des Familienunternehmens wählen.
Der technische Grundstein
Ernst R. Erni schliesst seine Ausbildung als eidgenössisch diplomierter Elektroingenieur an der HTL Winterthur ab.
Ein Stern ist geboren
Ernst R. Erni, Gründer der ERNI Firmengruppe, erblickt in Brüttisellen, Schweiz, als älterer zweier Söhne von Alois und Anna Erni das Licht der Welt.